Month: Juli 2014

„Wofür brauchen Sie das denn?“

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Jeder Motopädagoge/Jede Motopädagogin kennt diese Frage, die nicht immer laut gestellt wird aber durchaus auch in den Augen der Mitmenschen abzulesen ist.

Beim Entdecken und Ergattern meines Materials für die letzte Einheit hat sich Folgendes zugetragen:

Im Juni besuchte ich die Bank meines Vertrauens um für das Kindergartenfest Sonnenschirme auszuleihen. Diese werden neben anderen „Leihartikeln“ in einer Garage gelagert. Als die Schirme im Auto verstaut waren, fiel mein Blick auf ein Regal. Ein Fach davon war vollgestapelt mit  stabilen, kurzen Kartonrollen. Ich fragte den freundlichen Herrn, der mir die Schirme eingepackt hatte, ob diese Rollen noch gebraucht werden. „Ich glaub nicht, dass die noch wer braucht. Die stehen da schon, seit ich hier arbeite. Aber wofür brauchen Sie denn die?“ – Da war sie wieder mal, die Frage! Ich beschrieb kurz meine Absichten und stieß erstaunlicherweise durchaus auf Verständnis! – „Meine Freundin ist Kindergärtnerin, die sammelt auch alles zum Basteln!“ Er hätte mir sogar noch ein Sackerl für den Transport geholt!

Kartonrollen1

Letzten Dienstag und Freitag kamen die Rollen dann erstmals zum Einsatz. Auch die Kinder waren wieder einmal dabei und brachten sehr viel Ideen ein, das Material zu verwenden. Ich frage mich zwar dann immer, ob den Teilnehmern dann noch genug Raum für eigene Ideen bleibt, aber die Freude mit der sie die Kinder beobachten und dann versuchen es auch so zu machen, lässt mich dann wieder sicher sein, dass es so passt. Denn wenn es nicht so geht  wie bei den Kleinen, versuchen die Senioren mit erstaunlichem Ehrgeiz einen Weg zu finden, es trotzdem für sich selbst zu schaffen.
Das gemeinsame Spiel ist besonders in solchen Stunden ein Highlight! Mit Kindern zu spielen – wie oft ist dazu sonst Gelegenheit im grauen Alltag?

Johannes hat auch tolle Fotos gemacht!

Kartonrollen2   Kartonrollen3   Kartonrollen4

 

Viel Spaß und Erfolg bei der Jagd nach neuen Materialien! Und keine Angst vor seltsamen Blicken und Fragen! 😉

 

Schwabach

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Am letzten Freitag machte ich mich auf nach Schwabach (bei Nürnberg). Einen großen, schweren Koffer mit Material, eine relativ leichte Tasche mit ca. 100 Nespressoschachteln und einen Rucksack mit persönlichen Dingen inkl. Laptop schleppte ich als typisches „Motogepäck“ mit. Zwei Tage verbrachte ich mit einer sehr interessierten, motivierten Gruppe, die die gerontopsychomotorischen  Ideen begeistert aufnahmen. Wir tanzten, schöpften aus einem riesigen Materialpool neue Anregungen und probierten aus, wofür leere Kaffeeschachteln taugen. Eine lustige Basteleinheit, in der der allseits beliebte Wollball hergestellt wurde, rundete das Ganze ab. Nach vielen interessanten Gesprächen und um viele Erfahrungen reicher verabschiedeten wir uns am Sonntag und traten die Heimreise an.

Hier einfach ein paar Fotos!

 

Schwabach5   Schwabach4

Schwabach2

 

Vom Appellcharakter des Materials

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Seit meinem „4er Wochenende“ reizte mich ein dort vorgestelltes Material. Unzählige Male war ich seitdem in diversen Baumärkten und habe hinterher gedacht: „Mist, wieder nicht drangedacht!“

Gestern war es endlich so weit! Ich bin nun stolze Besitzerin von 16 Stück Rohrisolationen aus grauem Schaumstoff – an und für sich ein optisch wenig ansprechendes Material. Ziemlich ähnlich urteilten einige meiner Teilnehmerinnen heute in Gänserndorf. „Des is nur a graues Plastik!“ und kaum hörbar „Wo sa ma denn do heut einikumman?“

Aber kaum waren die „grauen Würstel“ ausgeteilt, wurden sie schon in Bewegung gebracht! Eigentlich begann es schon während des Austeilens, als mir schon erste „Schläge“ auf die Kehrseite prasselten. Schnell entwickelten sich daraus Spielideen und zum Ausruhen kam heute niemand! Herr M., der zwischendurch gern mal eine „Auszeit“ nimmt und einnickt, wurde immer wieder mehr oder weniger sanft angestupst und zum Weitermachen aufgefordert. Als die Ideen abflauten und sich wiederholten, brachte ich einen kleinen Wasserball ins Spiel, später einen Luftballon – ein Klassiker! 🙂 Auch eine Murmel lässt sich durch die Schläuche schicken.

Die Teilnehmer entwickelten heute ausgesprochen kreative Bewegungsideen. Es ist auffallend, je weniger die Leute über den eigentlichen Zweck des Materials (innere Struktur) wissen, desto besser können sie dem Appellcharakter folgen. Das heißt, sie können viel freier, kreativer und spielerischer mit dem Material umgehen. Zum Vergleich: Ein Ball ist ein Ball. Jeder weiß, wofür er gemacht ist, wie er zu verwenden ist. Ideen ihn auf andere Art und Weise zu verwenden werden eher spärlich kommen.

Findet bei der Auswahl eurer Materialien heraus, wozu euch das Gewählte herausfordert!
Stellt euch die Frage nach eventuellen Zusatzmaterialien, die neue Ideen provozieren!
Habt Spaß beim Ausprobieren und in eurer nächsten Einheit!

graue Würste 1     graue Würste 2